Grundlagen, Voraussetzungen, Ausbildungs- und Prüfungsinhalte

Ausbildungskurse finden Sie unter der Rubrik Hundeschulkurse.

Therapiehund

Der Start für eine Karriere als Therapiehund beginnt in der Wurfkiste.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um zu erfahren, was ein Hund an
Voraussetzungen mit ins Leben bringt.
Da gibt es die verschiedensten Tests. Aber alle haben nur bedingte Aussagekraft.
Am besten ist es, wenn man einenguten Züchter findet, der in der Lage ist, die
Charaktere seiner Welpen gut zu beschreiben. Denn der Züchter ist rund um die
Uhr mit den Hunden zusammen und kann am besten eine Beurteilung vornehmen.
Wünschenswert ist, wenn der spätere Therapiehundeführer schon von Anbeginn an
sein Vorhaben dem Züchter erklärt.Auch ist es von Vorteil dem Züchter die
Voraussetzungen eines Therapiehundes zu beschreiben. So kann der Züchter
gezielt beobachten, ob sich in diesem Wurf tatsächlich ein Anwärter befindet.
Es hat sich bewährt, Anfragen bei mehreren Züchtern zu machen. So besteht die
größte Möglichkeit einen geeigneten Welpen zu finden. Nicht jeder Wurf hat einen
Welpen, der die Voraussetzungen mitbringt. Auch bei Verpaarungen von zwei
ausgebildeten Therapiehunden mit sehr guten charakterlichen Vorraussetzungen ist
es nicht garantiert, dass auch im Wurf ein Welpe zu finden ist, der allen
Ansprüchen genügt. Ein Gen für Therapiehund oder Behindertenbegleithund gibt es
eben nun mal nicht.

Und somit sind wir schon bei den Voraussetzungen des Welpen.
Der Welpe sollte ein relativ niedriges Aktivitätsniveau haben. Er sollte nicht
der dominanteste im Wurf sein; und schon gar nicht ängstlich. Also eher ein
ausgeglichenes Wesen ( souverän dominant bis angenehm submissiv). Auch die Farbe
des Hundes spielt eine nicht unbedeutende Rolle. So zeigt die Erfahrung, dass
helle Hunde häufiger und schneller kontaktiert werden als dunkle Hunde. Hunde
mit einem schwarzen Gesicht oder mit herausstechenden Augen werden nur zögerlich
bis gar nicht kontaktiert. Die Welpen sollten schon früh mit verschiedenen
Menschen Kontakt haben.
Ein guter Züchter konfrontiert die Welpen ab der 4. bis 5. Woche sanft mit
allerlei Geräuschen und Gegenständen,wie zum Beispiel Staubsauger...etc.. Auch
wäre es von Vorteil, wenn die Welpen schon im Welpenlager an das Autofahren
gewöhnt werden würden. Auch das ist schon recht früh möglich. Die Hundemama
wirkt hier sehr beruhigend ein und macht das Autofahren zur
Selbstverständlichkeit. Wenn der Welpe nun ausgesucht wurde, ist es wichtig eine
Welpenspielgruppe zu wählen, wo schon dort Grundlagen für die spätere Karriere
gelegt wird. Z. Beispiel wäre es wünschenswert, wenn die Welpen schon in der
Welpenspielgruppe behinderte Menschen kennenlernen können und schon Grundlagen
für das Apportieren gelegt wird. Manchen Hunde, wie z. B. dem Labrador oder dem
Retriever ist dieses Verhalten schon angeboren, andere müssen es eben erst
lernen. Auch das richtige Spielen mit dem Hund will gelernt sein. Auch die
Anwesenheit von Gehhilfen und einem Rollstuhl, sowie Arm oder Beinschienen wäre
von Vorteil. So verlieren die Hunde von Anfang an die Furcht vor diesen
ungewöhnlichen Dingen. Besuche in Behindertenheimen, Kindergärten oder Schulen
sowie ausgedehnte Stadtspaziergänge sollten vorgenommen werden.
Allerdings ist hier darauf zu achten, dass die Welpen sanft an die neuen Reize
gewöhnt werden. Eine gute Welpenschule schult gezielt die späteren Hundeführer
in dem sie viel Hintergrundwissen vermittelt. Dies kann innerhalb der
Welpenspielstunden passieren oder eben mit separaten Seminaren. Wichtig ist
auch, dass die Welpenspiel- und Sozialisierungsgruppen klein gehalten werden. 5
bis 8, aber höchstens 10 Welpen sollen in einer Gruppe zu finden sein.
Nur so ist es möglich jedem späteren Hundeführer gerecht zu werden und genügend
Zeit zu haben, um Lehrstoff zu vermitteln. In unserer Hundeschule bekommen die
Klienten Merkblätter verteilt, in denen in jeder Welpenspielstunde verschiedenen
grundlegende Themen erklärt werden. Wichtig ist eine gute Bindung und der Aufbau
von Vertrauen als Grundbasis herzustellen. Sowie das richtige agieren und
reagieren für das häusliche Umfeld zu vermitteln.

Ist der Hund zum Junghund geworden, also mit der 16/18 Lebenswoche kann mit dem
Einordnungstraining begonnen werden. Wir setzten in unserer Hundeschule auf
Einzeltraining um möglichst effektiv mit dem späteren Hundeteam zu arbeiten.
Auch hier wird dem Klienten bei jedem Treffen ein Merkblatt ausgehändigt. Dort
kann er dann noch einmal nachlesen, was in den einzelnen Trainingseinheiten an
Lehrstoff durchgenommen worden ist. Ebenso sind alle Übungen genau beschrieben.
Auch mögliche Fehler sind aufgezeigt um diese zu verhindern.
Nachdem der Einordnungskurs absolviert worden ist, besteht die Möglichkeit an
Lehrspaziergängen teilzunehmen. Hier wird die Sozialisierung weiter gepflegt und
erlerntes unter größerer Ablenkung gefestigt. Ein gewisser Kenntnisstand ist
allerdings Vorraussetzung um in der Gruppe weiter zu arbeiten. Die
Lehrspaziergänge werden grundsätzlich in Wald und Flur stattfinden, sowie
Stadtspaziergänge bzw. andere Unternehmungen wie Besuche in Zoos etc.
So wird auf die dann folgende Teamhundeprüfung zugearbeitet.

Die Teamhundeprüfung besteht aus folgenden Prüfungsinhalte:
Die Prüfung besteht aus einem theoretischen und zwei praktischen Teilen, die zu
je einem Drittel in die Beurteilung eingeht. Der theoretische Teil besteht aus
einem umfangreichen Fragebogen mit Fragen zu allen Bereichen der Hundehaltung,
der zu zwei Drittel richtig beantwortet werden muß. Die praktische Prüfung
1.aus einem ausgiebigen Stadtspaziergang in einer belebten Fußgängerzone, bei
dem das Mensch-Hunde-Team zeigen muss, dass der Hund in wichtigen Situationen
unter Kontrolle ist. Das ganze wird mit und ohne Leine getestet und
einem formalen Teil, der in einer Wald/Feldumgebung stattfindet und bei dem
gezeigt werden muss, dass das Mensch-Hunde-Team bei den wichtigsten Kommandos
mit der nötigen Exaktheit und Zuverlässigkeit zusammenarbeiten. Hier wird der
Hund auch im freilaufenden Rudel getestet und natürlich an aufspringenden
Wildbegegnungen sowie angaloppierenden Pferden, Kinderwagen, Rollschuhfahrern,
„Fremdhundebegegnungen“, sowie außergewöhnlichen Begegnungen wie z. B. einem
nachgespielten Betrunkenen, einem Rollstuhlfahrer oder einem Menschen mit sehr
merkwürdigen Gestiken und Stimmen. usw. (Für ungewöhnliche Begegnungen mit
Menschen werden Statisten unserer Hundeschule eingesetzt. Damit aber nicht
genug....
Nun müssen Frauchen/Herrchen und Hund noch einmal gemeinsam die Schulbank
drücken.
Grundvoraussetzung für diese Anforderungen eines Therapiehundes ist ein Hund,
mit einer generellen positiven Menschenbezogenheit, einem ausgeglichenen Wesen
(souverän-dominant bis angenehme Submissivität) hohen Toleranzschwelle (keine
nervösen Hunde) keine Aggressionsneigung, niedriges bis mittleres
Aktivitätsniveau je nach Einsatzgebiet, wenig Neigung zum Bellen, kein bis
wenig Zeigen von Besitzverhalten, Kommunikationsfreudigkeit (gute soziale
Fähigkeiten), sehr gute Grunderziehung, sehr gute Bindung zwischen Besitzer und
Hund. Rasse oder Geschlecht ist weitestgehend offen. An dieser Stelle sei
gesagt, dass nicht jeder Hund, der eine Karriere als Therapiehund,
Behindertenbegleithund oder Blindenhund...e.c. beginnt diesen letztendlich auch
ausüben kann. In manchen Fällen stellt es sich erst relativ spät heraus, dass
ein Hund den Aufgaben nicht gewachsen ist.
Die Eignungsprüfung für einen auszubildenden Hund beinhaltet:
Eine sehr gute Einordnung des Hundes der auch mit einem sehr umfangreichen
Eignungstest (angelehnt an das Schweizer Modell) mehrere male ausgetestet wird.
Der Hund sollte einige Tricks und Spiele beherrschen wobei auch in unseren
Therapiehundeseminaren Tricks und Spiele vermittelt werden.
Der Lehrstoff und späteren Test für Frauchen oder Herrchen beinhaltet folgende
Prüfungsinhalte:
•Allgemeine Abhandlungen über den Bereich Therapiehund und Besuchshund

•Möglichkeiten und Grenzen von tiergestützten Therapieeinsätzen und
Besuchshundeprogrammen

•Umgang mit verschiedenen Therapiematerialien ( in Ergotherapiepraxen )

•Einführung in verschiedene Krankheits- und Behinderungsformen in Bezug auf
tiergestütztem Einsatz.

•Gesprächsführung mit Patienten zum Thema Therapiehund

•kurze Einführung in die „Menschenpsychologie“ und Körpersprache

•Grundkenntnisse über Zoonosen (Krankheiten, die zwischen Wirbeltieren und
Menschen übertragen werden können).

•Organisation eines Einsatzes des Therapiehundes (u. a. Versicherung,
Arbeitgeber, Arbeitskollegen, Finanzamt, Patientenaufklärung)

•Lernverhalten/Motivation/positive Verstärkung des Hundes (hier werden schon
bei der Teamhundeprüfug einige Grundlagen gelegt).

•Stresszeichen des Hundes. ( Hier legen wir besonderen Wert auf
tierschutzgerechte Therapiehundeausbildung. Unsere Hunde können durch eine
im Raum befindliche Decke anzeigen, ob sie die Therapie beenden möchten).

•Besuch in einem Wohnheim für geistig- und mehrfachbehinderte Menschen.

•Besuch in einer Behinderteneinrichtung wo auch die praktische Prüfung
stattfindet. Diese wird mit einem Video aufgezeichnet.

Vorraussetzung der Hundeführer für diese Prüfung ist ein Abschluss als
Heilpraktiker/in oder Therapeut/in, Arzt oder Ärztin, Altenpfleger/in sowie
Pädagoge/gin oder aus verwandten Berufen.
Die Ausbildung zum Therapieteam dauert in der Regel ein ¾ Jahr. ( diese Zeit
beinhaltet nicht die Grundausbildung, die muss bei der Gesamtausbildungszeit
noch dazugezählt werden). In dieser Zeit werden Wochenendseminare angeboten die
meist Freitags beginnen und Sonntags enden. Somit ist für Hund und Herrchen
Schulbank drücken angesagt. Anschließend wird bei bestehen der Prüfung
zunächst ein „AZUBI-Zertifikat“ ausgehändigt. Der Hund wird dann noch einmal mit
Frauchen zusammen getestet wenn er seine mentale Erwachsenen Reife erreicht hat.
Danach bekommt das Team das endgültige Therapiehundezertifikat.

2. Behindertenbegleithund

Die Grundvoraussetzungen unterscheiden sich nicht wesentlich vom Therapiehund.
Allerdings ist die Ausbildung etwas unterschiedlich.

Wichtig:
Wir bilden keine Hunde stationär aus.
Wir sind der Meinung, dass es so etwas wie einen „Standardbehinderten“ nicht
gibt, genauso wenig wie ein „Standardbehindertenhund“. Es kommt darauf an welche
Behinderungen die Klienten mitbringen und was der Hund lernen soll. Deswegen
trainieren wir das Team von Anfang an zusammen. Natürlich ist Vorraussetzung,
dass die Behinderung ein Training mit Hund und Herrchen/Frauchen zulässt. Das
wird vorab in einem Gespräch und persönlichem „Kennenlernen“ beurteilt. So kann
das Team von Anfang an zusammenwachsen. Die Erfahrung zeigt, dass dann ein
kontinuierliches Nachtraining nicht mehr erforderlich ist. So sind die Kosten
auch wesentlich geringer.
Hundeschulen, die stationäres Training machen, nehmen 10000,-- Euro und mehr.
Angesichts des Aufwandes kann das durchaus gerechtfertigt sein.
Leider zahlen die Krankenkassen schon lange nicht mehr so , wie es noch vor
einiger Zeit der Fall war, sogar Blindenhunde werden nur noch in Ausnahmefällen
bezahlt. Viele Hundeschulen sind dazu übergegangen einen Verein zu gründen, der
mit Spenden das Geld für eine stationäre Ausbildung der Hunde einbringt und
somit den Menschen geholfen werden können, die finanziell nicht so flexibel
sind. Dazu gehört allerdings, dass die Bedürftigkeit des Patienten dargelegt
werden muss. Wir machen das nicht. Wir versuchen möglichst kostengünstige
Ausbildung anzubieten. Die Ausbildung und anschließende Betreuung dauert in der
Regel 2 Jahren. D. h. Hund und Hundeführer werden intensiv betreut und auf die
Prüfung vorbereitet. Wichtig ist, dass der spätere Hundeführer seinen Hund,
trotz körperlicher Behinderung, gut motivieren kann.

© Copyright 2001 Petra Martins
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